Allgemeine Soziologie und Gesellschaftstheorie
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Forschung

Aktuelle Forschungsprojekte:

BaCoM: Bayerischer ambulanter Covid-19 Monitor in der Langzeitpflege

Der Bayerische ambulante Covid-19 Monitor wird durch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege finanziert. In dieser interdisziplinären Studie unter Beteiligung der Allgemeinmedizin, Infektiologie, Pflegewissenschaften und Soziologie werden bayernweit Befragungen in mehreren Wellen durchgeführt, in denen die die Bewältigung sowie die Langzeitfolgen der Covid-19 Pandemie in der häuslich-ambulanten und stationären Langzeitpflege erfasst werden soll. Dazu werden 1500 Pflegebedürftige mit Pflegegrad I bis V, bei denen ein PCR–Corona-Test als positiv erkannt worden ist, medizinisch untersucht und zu den Folgen der Pandemie befragt. Zum Vergleich werden ebenso 500 Pflegebedürftige befragt, die nach Pflegegrad den Betroffenen entsprechen, selbst aber negativ auf das Virus getestet wurden. Darüber hinaus werden Pflegekräfte und Angehörige, die für die Betroffenen sorgen, zu ihren Erfahrungen, Einschränkungen und Problemen in der Pandemie interviewt.
Begleitend zu der standardisierten, quantitativen Befragung von PatientInnen, Pflegenden, pflegenden Angehörigen und HausärztInnen, werden mit allen diesen Gruppen in geringerem Umfang offene, aber leitfadengestützte und problemzentrierte Interviews geführt. Befragt werden auch Akteure aus Politik und Verwaltung, um ein möglichst umfassendes Bild der Akteurskonstellationen zu gewinnen, welche das Feld der Langzeitpflege prägen. Im Kontext der Anforderungen der Covid-19 Pandemie haben unterschiedliche Gruppen je unterschiedliche Aufgaben zu lösen. Diese Differenziertheit führt zu Wechselwirkungen und Schnittstellenproblemen. Daher sollen die Problemlagen sowie die Problemlösungsstrategien von Pflegebedürftigen und deren Angehörigen, aber auch die von Pflegenden, Ärzten oder Therapeuten sowie Verwaltungsangestellten und politischen Entscheidern beleuchtet werden, um die Kommunikationsfähigkeit zwischen den Akteursgruppen zu befördern.
Ziel des BaCoM ist es, die strukturellen Bedingungen der Covid-19 Pandemie und deren vielschichtigen Auswirkungen, auf die besonders betroffene Personengruppe der Pflegebedürftigen und ihre Begleiter wissenschaftlich zu erfassen, um die Unterstützungsmöglichkeiten – und damit die Betreuung der Pflegebedürftigen – bei dieser und auch künftigen Epidemien zu verbessern.

Projektleitung:

Prof. Dr. med. Jochen Gensichen, LMU München (Allgemeinmedizin)
Prof. Dr. Armin Nassehi, LMU München (Soziologie)
Prof. Dr. Anita Hausen, KSH München (Pflegewissenschaft)
Prof. Dr. med. Michael Hölscher / Dr. med. Christian Janke, LMU München (Infektiologie)
Prof. Dr. med. Ildikó Gágyor, JMU Würzburg (Allgemeinmedizin)
Prof. Dr. med. Thomas Kühlein, FAU Erlangen-Nürnberg (Allgemeinmedizin)

Laufzeit: 3 Jahre - beginnend März 2021

 

DFG-Forschungsprojekt: Vom 'guten Sterben'. Akteurskonstellationen, normative Muster, Perspektivendifferenzen

Mittlerweile gehört zu einem ‚guten Tod’ ein aufwändiges Management des Sterbens, das Medizin, Seelsorge, Pflege, Familie und Freunde umfasst; aber vor allen Dingen wird jeder Einzelne ermuntert, Herr seines eigenen Sterbens zu sein. Dies impliziert, dass die Lebensqualität der letzten Lebenstage – das persönliche Wohlbefinden, die Nähe zu anderen Menschen, aber auch das Ausmaß von Ängsten, Traurigkeit und Depressionen – vermehrt bei der alltäglichen Praxis der Sterbebegleitung in den Fokus gerät und sämtliche Beteiligten, die Betroffenen, die Familie und Freunde, Pflegekräfte und Ärzte sowie Ehrenamtliche, involviert. Diese multiplen Perspektiven können jedoch zu Unsicherheiten in der Praxis bezüglich der Deutung eines normativen Ideals des ‚guten Sterbens’ führen.

Unser Ziel ist es, 1. mittels qualitativer Forschung in stationären Hospizen und auf Palliativstationen fallbezogen die verschiedenen Perspektiven und Akteurskonstellationen von Patienten/Gästen, Berufsgruppen und Angehörigen zur Sterbebegleitung zu erfassen und hierbei auch zu berücksichtigen, was im einzelnen Fall unter einem ‚Leben bis zuletzt‘ und einem ‚guten Sterben‘ verstanden wird, 2. die mit diesen Perspektivendifferenzen verbundenen normativen Konzepte in ihrer Unterschiedlichkeit und Ähnlichkeit zu explizieren und 3. auf dieser Grundlage sichtbar zu machen, auf welche Varianten eine moderne Praxis des Sterbens losgelöst von ihren idealisierten Konzepten empirisch verweist. Sowohl aus der Perspektive der katholischen Theologie als auch aus der soziologischen Perspektive geht es darum, in der Praxis des Sterbens Zeichen der Kontingenz dieser Abläufe zu suchen.

Projektleitung: Prof. Dr. Armin Nassehi, Prof. Dr. Christof Breitsameter, Dr. Irmhild Saake

Laufzeit: 3 Jahre - beginnend September 2017

Vergangene Forschungsprojekte:

DFG-Forschungsprojekt "Übersetzungskonflikte"

Das DFG-Forschungsprojekt "Übersetzungskonflikte" geht von zwei Grundannahmen aus. Zum einen baut es auf die gesellschaftstheoretische Diagnose einer funktional differenzierten modernen Gesellschaft. Anders als die meisten Rekurse auf das Theorem funktionaler Differenzierung liegt unser Fokus auf den unvermeidlichen Konflikten zwischen den radikal unterschiedlichen funktionalen Logiken. Zum anderen beginnt es bei der Beobachtung, dass das Konflikthafte öffentlicher Diskurse keineswegs bloß in unterschiedlichen normativen Standards oder einer nicht beendbaren Debatte über gute Gründe zu suchen ist, sondern unmittelbar mit der Struktur funktionaler Differenzierung selbst zusammenhängt.

Das Forschungsprojekt wird dies empirisch an drei Fallstudien über die Organspende, über die Beschneidung und über die Palliativmedizin exemplarisch demonstrieren. Diesen drei Fällen ist gemein, dass sie sowohl Debatten mit großer öffentlicher Aufmerksamkeit erzeugen als auch, dass hier Sprecher unterschiedlicher gesellschaftlicher und kultureller Herkünfte aufeinander stoßen. In diesen Fällen lässt sich, so die Annahme, die Struktur von Übersetzungskonflikten zwischen unterschiedlichen funktionalen Logiken, Professionen und Wissensformen beobachten.

Der Topos der "Übersetzung" dient dazu, darauf aufmerksam zu machen, dass sich die unterschiedlichen Perspektiven nicht ohne Rest und nicht eins-zu-eins aufeinander abbilden lassen und damit letztlich in unlösbare Konflikte geraten, für die empirisch freilich dann doch Lösungen gefunden werden müssen. Neben der Analyse der Fallstudien verfolgt das Forschungsprojekt zugleich auch das Ziel, die Theoriefigur der funktionalen Differenzierung empirisch ernst zu nehmen. Einerseits soll damit der Kritik begegnet werden, Differenzierung bedeute Berührungslosigkeit und wohldefinierte Arbeitsteilung. Andererseits soll so empirisch gezeigt werden, wie eine Gesellschaft, der keine zentral steuernde Instanz bzw. Funktion zur Verfügung steht, mit ihrer Differenzierung umgeht. Aus den Ergebnissen sollen sich darüber hinaus auch begriffliche Präzisierungen der Theorie funktionaler Differenzierung als Forschungsprogramm ableiten lassen.

Beteiligte Personen: Prof. Dr. Armin Nassehi (Leitung), Dr. Irmhild Saake (Leitung), Dr. Alma Demszky, Dipl.-Soz. Katharina Mayr, Dipl.-Soz. Niklas Barth

Laufzeit: 2015 - 2018

Gefördert von: DFG

 

Die Bedeutung von Wissen in der Gestaltung und Regulierung von Gesundheits- und Bildungspolitik in Europa: Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Nationen und Sektoren

Auf welche Wissensbasis können politische Entscheidungsträger zurückgreifen? Wie funktioniert die Wissenszirkulation zwischen Forschungsinstitutionen und Politik? Fragen dieser Art werden im Rahmen des Forschungsprojektes ‚Knowledge and Policy‘ gestellt und beantwortet. Das Projekt untersucht die Intersektionen von wissenschaftlicher Expertise und politischen Entscheidungsfindungsprozessen. Es sollen Einblicke darüber verschafft werden, wie Fachwissen relevanter Wissenschaftszweige in Form von Expertengremien, Ausschüssen oder Auftragsforschung Eingang in politische Entscheidungen findet. Als Fallbeispiel werden Aspekte der Gesundheits- und Bildungspolitik in Deutschland untersucht.

Das internationale Forschungsprojekt sucht nach Ähnlichkeiten und Unterschieden zwischen den beiden Untersuchungssektoren ‚Bildungs-‘ und ‚Gesundheitspolitik‘ sowie zwischen den teilnehmenden Ländern. Es sollen länder- und sektorspezifische Modelle der Ausgestaltungsmöglichkeiten der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Politik nachgezeichnet werden.

Beteiligte Länder: Deutschland, Belgien, Frankreich, Norwegen, Schottland, Portugal, Ungarn und Rumänien

Beteiligte Personen: Prof. Dr. Armin Nassehi (Leitung), Dr. Alma von der Hagen-Demszky, Dipl.-Soz. Katharina Mayr

Laufzeit: Oktober 2006 - Oktober 2011

Gefördert von: EU

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